Eine Schule in der Zeit des Corona Virus – Eldenburg-Gymnasium Lübz Schule von zu Hause aus

Eldenburg-Gymnasium Lübz

Alexander Fischbach Schule von zu Hause aus (Schweriner Volkszeitung, svz 26-03-2020

Lübz Es ist neun Uhr, ein ganz gewöhnlicher Wochentag im so genannten Homeoffice. Der Computer wird eingeschaltet, nicht von einem Angestellten, sondern von einem 13-jährigen Schüler des Eldenburg-Gymnasiums Lübz. „Hier ist also mein Klassenzimmer“, erläutert er. „Heute muss ich mich zum Beispiel um das Fach Arbeit, Wirtschaft, Technik kümmern, wir beschäftigen uns mit Supermärkten. Die Frage ist, ob Supermärkte zufällig so aussehen oder ob hinter dem Aufbau eine Strategie steckt.“ Dazu hat die Lehrerin noch ein paar Arbeitsblätter und ein Video auf die Lernplattform „itslearning“ hochgeladen.

Man loggt sich dort ein, und jeder Schüler kommt in seine virtuelle Klasse, die auch der Klasse in der Realwelt entspricht. Im so genannten Atrium gibt es ein schwarzes Brett mit tagesaktuellen Informationen und einem freundlichen Morgengruß von Direktor Torsten Schwarz. Seit 2019 wird diese Plattform genutzt, sagt er, und sie bildet die ganze Schule mit ihrem Unterricht, Bekanntmachungen und allem anderen ab. Anwesenheitszeit ist morgens von 9 bis 11 Uhr und am Nachmittag 14 bis 15 Uhr. Zu diesen Zeiten sind die Lehrer der Schule erreichbar, in ihrem virtuellen Raum. Die Schüler bekommen Zeitvorgaben, manche Aufgaben werden über die Woche hinweg gelöst, manche etwa innerhalb von 60 Minuten.

Auch die Oberstufe arbeitet mit diesem System. Ben Schröder, Schüler der Klasse 12, ist an jedem Schultag zweimal auf der Plattform, um Aufgaben zu erledigen oder sich welche abzuholen. „Ich finde es eigentlich besser, wenn man in der Klasse direkt Fragen stellen kann, aber für den Notfall ist das ein gutes System“, sagt er.

Ebenso wichtig wie das Erfüllen der Aufgaben ist die Rückmeldung durch die Lehrer, die Anregungen, Tipps und weiterführende Information geben können oder auch einfach mitteilen, wie sie die Lösung der Aufgabe finden. Auch für Rückmeldungen und Selbsteinschätzungen der Schüler bietet die virtuelle Klasse Raum. Torsten Schwarz hatte Chats freigeschaltet, so konnten sich die Schüler mit ihm austauschen, ganz wie in einer normalen Klasse im Unterricht. Die Lernplattform selbst orientiert sich am Stundenplan der einzelnen Klassen, sagt die Schule. Jetzt, in der Anfangsphase, scheint es allerdings stellenweise zu Überschneidungen zu kommen, aber, so Schwarz, die Schule und mit ihr auch die einzelnen Lehrer selbst seien ja Lernende. Es sei für ihn ein unglaublich spannender Prozess, der jetzt begonnen hat und der das digitale Lernen voranbringen kann.

Um auch die Server von itslearning nicht zu sehr auszulasten, empfiehlt er, möglichst zeitversetzt zu arbeiten. Zu bestimmten Tageszeiten ist es schwierig, die entsprechenden Internetseiten zu erreichen. Gerade im ländlichen Raum ist die Internetverbindung oft schlecht, das bedeutet lange Ladezeiten und oft genug sei es nicht möglich, die Hausaufgaben zu senden. Ein Schüler der siebten Klasse hat sich zum Beispiel angewöhnt, abends die Aufgaben für den nächsten Tag einzusehen und herunterzuladen, für ihn ist das ein wenig wie das Packen der Schultasche. Eine Umstellung sei das schon gewesen, fährt er fort. Aber „irgendwie auch spannend, man kommt sich ein wenig vor wie in Australien im Busch, als ob man fern ab von anderen Menschen leben würde.“

Trotz der räumlichen Entfernung treffen sich auch die Lehrer noch täglich, der Aufenthaltsraum für sie existiert weiterhin, nur eben im Netz und nicht in der Schule. „Täglich sind wir online, um darüber zu diskutieren, wie der Unterricht funktioniert und was wir verbessern und verändern können, wir sind hier auf dem richtigen Weg“, so Torsten Schwarz. Über 99 Prozent der Gymnasiasten waren in der Woche auf der Lernplattform, das sei ein tolles Zeichen. Auch den Lehrern dankt Schwarz für ihr Engagement beim E-Learning. In jeder Woche gibt es eine lustige Wochenaufgabe, zum Spaß und zur Motivation. In dieser Woche geht es um die schulweite Kniebeugen-Challenge. Die Frage war, wie lang man für 20 Kniebeugen braucht.

Autor: Alexander Fischbach, Schweriner Volkszeitung 26.03.2020
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