Kooperationspartner für Ganztagsangebote – noch wichtiger als zuvor

Austauschforum

Die Lebenswirklichkeiten und Praxiserfahrungen noch stärker in die Schule zu holen ist das Anliegen bei der Einbindung außerschulischer Partner in die Arbeit von Ganztagsschulen. Eine große Vielfalt an regionalen Partnern bietet den Kindern und Jugendlichen die Gelegenheit, sich eine neue Welt an Aktivitäten zu erschließen. Zugleich wird die Umgebung der Schule bzw. des eigenen Wohnortes greifbarer und soziale Strukturen werden gefestigt.

Außerschulische Partner sind seit Langem ein gefragter und wichtiger Baustein der Ganztagsschulentwicklung. Angesichts der gegenwärtig schwierigen Personalsituation im pädagogischen Bereich werden externe Praktiker noch einmal wichtiger, als sie es ohnehin schon für die Entwicklung der Kinder und Jugendlichen sind. Je mehr Partner eine Schule für die Durchführung der Ganztagsangebote einbindet, umso mehr Lehrerwochenstunden (LWS) können die Lehrkräfte für den regulären Unterricht einsetzen. Außerschulische Kooperationspartner im Ganztag bereichern also nicht nur das Lernen, sondern unterstützen auch indirekt die Unterrichtsversorgung.

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Was externe Partner von Ganztagsschulen erwarten

Beim jüngsten Fachtag zur Entwicklung der Ganztagsschule, den die Serviceagentur Ganztägig lernen M-V anlässlich ihres 20-jährigen Jubiläums ausgerichtet hat, moderierte die Kooperationsbeauftragte Kerstin Plaul ein Austauschforum für Kooperationspartner der Schulen. Dabei wurde deutlich, dass externe Partner eine Reihe von Erfordernissen sehen, die in der Zusammenarbeit mit Ganztagsschulen gut funktionieren müssen. Zu einer Partnerschaft auf Augenhöhe sind Verlässlichkeit in den Absprachen und Transparenz über Änderungen oder Ausfalltermine wichtig, etwa wenn wegen einer Klassenfahrt ein Angebot entfallen muss. Eine häufige Herausforderung seien auch wechselnde oder fehlende Räumlichkeiten an der Schule oder wenn ein Wechsel der Zuständigkeit im Kollegium erfolgt. 

Erik Raab von „Kulturland MV“ verfügt sowohl als Anbieter von Ganztagsangeboten als auch aktuell in der Vermittlungsarbeit für Kulturakteure über Erfahrungen im Management von Ganztagsangeboten. Er empfiehlt außerschulischen Partnern: „Wir müssen die Schulbrille aufsetzen und genau schauen, was jeweils zu den Schulen passt. Daran sollten sich Angebote idealerweise orientieren.“ Er fügt hinzu: „Entscheidend für das Zustandekommen und Gelingen von Kooperation sind die persönlichen Kontakte und Beziehungen zwischen Schule und uns.“ Eine weitere Empfehlung, die während einer Arbeitsphase des Austauschforums ausgesprochen wurde: Man sollte den direkten Draht zur Schule pflegen, die persönlichen Erwartungen abklären und sich möglichst einmal in der Lehrerkonferenz vorstellen.

Lernen in Ganztagsangeboten kann ganz anders sein

Externe Partner beobachten, dass ihre Angebote zu einem besseren Verständnis von Lerninhalten beitragen. Ein besonderer Partner von Ganztagsschulen im Land ist das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) in Neustrelitz mit seinem DLR_School_Lab. Dessen Leiter Dr. Albrecht Weidermann macht erfahrungsorientiert das Zusammenwirken naturwissenschaftlicher Vorgänge greifbar: „Die Schülerinnen und Schüler denken häufig im Tunnel. Durch unser Projekt erfahren sie, wie eng beispielsweise Physik, Informatik und Geografie zusammenhängen und wie ihnen das im Alltag nutzt“. Mit spannenden Experimenten und in Arbeitsgemeinschaften setzt das DLR auch Akzente in der Ganztagsbildung, die sich ohne solche außerschulische Kooperationspartner nur schwer vermitteln lassen. Gemeinsam mit dem DLR und weiteren Partnern in M-V setzt sich die Serviceagentur für mehr MINT-Bildung im Ganztag ein.

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Für Schüler kostenfrei, für Partner mit Aufwandsentschädigung

Bei Veranstaltungen wie diesem Austauschforum wird stets auch die Frage der Finanzierung von Ganztagsangeboten aufgeworfen. Außerschulische Partner können eine Aufwandsentschädigung erhalten, wenn sie die Rechtsform des Kooperationsvertrags wählen. In diesem Vertrag regeln Schule und Partner die Höhe der Aufwandsentschädigung, die sich an der Qualifikation des Anbieters, am pädagogischen Anspruch sowie an den anfallenden Sachkosten orientiert. Beim Austauschforum nahmen das Bildungsministerium und Vertreter der Schulen die Hinweise und Fragen der Kooperationspartner mit und stellten in Aussicht, sich auch um praktikable Lösungen für die Herausforderungen in ländlichen Gebieten zu kümmern. Dass die Höhe von Aufwandsentschädigungen jedoch nicht unbegrenzt sei, hänge damit zusammen, dass Lehrkräfte nicht schlechter gestellt werden dürften. Externe Partner sollen für die gleiche Arbeitszeit keine höhere Vergütung erhalten als Lehrerinnen und Lehrer. Übrigens: Unabhängig davon, ob sie von einer Lehrkraft oder einem externen Partner durchgeführt werden, sind alle Angebote für die Schülerinnen und Schüler grundsätzlich kostenfrei.

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Serviceangebote für außerschulische Partner

Mit der Serviceagentur Ganztägig lernen M-V existiert eine Unterstützungsstruktur für Schulen und außerschulische Partner. Eine der Hauptaufgaben der Serviceagentur besteht darin, zu guten Rahmenbedingungen für Kooperationen im Ganztag beizutragen. Hierzu wird jährlich eine modularisierte Fortbildungsreihe für außerschulische Akteure angeboten und eine Kooperationsdatenbank gepflegt. Regionale “Marktplätze“ im Messeformat bringen Schulen und Partner zusammen. 

 

Text: Michael Retzar & Stephan Lüke

Fotos: Sara Scholl & Fabian Gröger