Zum Schulstart fehlen Lehrer

Nordkurier | 09.08.2011

Bildung. Wenn Montag die Schule beginnt, sind 52 Stellen noch immer nicht besetzt. Dennoch verspricht der Minister eine 100-prozentige Unterrichtsabdeckung.

Schwerin (hoff). 186 Stellen hat das Land zum Schuljahr 2011/12 ausgeschrieben. Davon konnten jedoch nur 134 besetzt werden, darunter 92 mit Berufsanfängern. "In manchen Fächern ist der Markt wie leergefegt", sagte am Dienstag Bildungsminister Henry Tesch (CDU). Gesucht würden vor allem Naturwissenschaftler und Lehrer für Sprachen. Bedarf gibt es nach Angaben seines Ministeriums insbesondere an Regionalschulen. Mangelfächer seien hier beispielsweise Englisch und Biologie, aber auch Sozialkunde, Kunst und Musik.

Die Unterrichtsversorgung im neuen Schuljahr ist laut Tesch trotzdem zu "100 Prozent garantiert". Denn derzeit könnten die Lücken noch durch die Aufstockung der Stundenzahl bei den Lehrern geschlossen werden. Hintergrund: Wegen des Überschusses an Pädagogen in der Vergangenheit hatten viele Kollegen auch zwangsweise in Teilzeit gearbeitet.

Inzwischen nimmt die Zahl der Vollzeitstellen jedoch wieder zu. An den Grundschulen gelte bereits Vollbeschäftigung, an weiterführenden Schulen erreiche der Umfang mittlerweile wieder 85 Prozent, sagte Tesch: "2014 kann auch hier die Vollbeschäftigung angeboten werden."

Spätestens dann werde allerdings auch der Lehrermangel brisant, so der Minister. Er sprach sich deshalb erneut für eine zügige Einführung der Verbeamtung aus, um auch Pädagogen aus anderen Bundesländern anwerben zu können. Der Personalbedarf werde in den kommenden Jahren weiter wachsen: 2015 würden voraussichtlich 250 bis 300 neue Lehrer gebraucht, vier Jahre später schon 500 bis 600.

Bereits im kommenden Schuljahr verzeichnet Mecklenburg-Vorpommern 3000 Schüler mehr als noch im Vorjahr. Für 132?600 Mädchen und Jungen startet am kommenden Montag an 569 allgemeinbildenden Schulen des Landes der Unterricht, darunter sind 12 900 Erstklässler. Rund 10?600 Lehrkräfte stehen zur Verfügung.

Eine Schwerpunktaufgabe bleibt demnach die Senkung der Zahl der Schüler ohne Abschluss. Im vergangenen Schuljahr verließen 4,8 Prozent der Schüler im Land die Schule ohne Abschluss, weitere 9,1 Prozent erhielten den Förderschulabschluss.

Der Vorsitzende der Linksfraktion im Landtag, Helmut Holter, forderte bessere Arbeitsbedingungen für Lehrer, vor allem eine Verringerung der Pflichtstundenzahl. Die Pädagogen in MV geben pro Woche 27 Stunden Unterricht. Das sei eine der höchsten Unterrichtsverpflichtungen bundesweit, kritisierten auch die Lehrergewerkschaft GEW und die Grünen.

Der bildungspolitische Sprecher der CDU-Fraktion, Marc Reinhardt, hielt dagegen: Unter Tesch hätten die Experimente an den Schulen aufgehört. Das Ende der Zwangsteilzeit bei Lehrern sei eingeleitet und der Weg zur Rückkehr in die Vollbeschäftigung gesichert worden.